Der Untot – Ossa Manus

Ossa Manus – der Untot

Vor einigen Monden war sie gestorben und wurde begraben. Lange hatte sie nicht an der Krankheit leiden müssen und als ihre Zeit gekommen war, da war sie sanft eingeschlafen und hinübergeglitten in das Reich des Todes. Sie wandelte durch die Felder mit ihren Nebelschwaden und lauschten den geflüsterten Stimmen. Als sie vor dem großen Portal der Anderswelt angekommen war, da musste sie feststellen, dass es mit Ketten verschlossen war. Bittere Tränen liefen ihre blassen Wanken hinunter, war sie doch sicher gewesen, dass der Tod sie zu ihren bereits vor Jahren verstorbenen Eltern führen würde. Sie, die doch immer so zurückhalten und schüchtern gewesen war, die die jedem Lebewesen stets in seiner Not geholfen hatte und selbst einer Fliege nichts zu Leide tun konnte. Doch nun blieb ihr der Zugang verwehrt. Sie setzte sich zu Fuße der Portalsäulen und grub ihr verträntes Gesicht mit einem tiefen Seufzer in ihre Arme, welche sie über ihre Knie gelegt hatte. Ihr rötliches langes Haar fiel ihr seitlich über das Gesicht und verbarg ihren sanften, blasen Antlitz.

Plötzlich vernahm sie eine andere Stimme, eine Stimme, die sie unverhofft und mit einem sanften Schmerz in die Stirn getroffen hatte. Und doch war sie süß und lieblich, ja gar verführerisch freundlich und irgendwie verlockend. Sie spendete ihr Trost und Zuversicht und ermunterte sie aufzustehen und der Stimme zu folgen. Lange lief sie, so lange, dass ihre tote Haut sich an den Fußsohlen öffnete und sie auf den Knochen weiterlief. Schmerzen empfand sie keine mehr, seit sie gestorben war, aber eine Art von Müdigkeit breitete sich in ihr aus. Nicht die Müdigkeit, die sie verspürte, wenn sie den ganzen Tage schwer auf dem Felde geschuftet hatte, es war mehr eine Müdigkeit ihrer Seele. Als sie einen alten verdorrten Baum sah, kroch sie mit letzter Kraft zu dessen Wurzeln und legte sich mit dem Kopf an den Stamm. Der Nebel verhüllte sie, nur ihr Silhouette des Gesichtes war noch zu erkennen. Und so schloss sie ihre müden Augen und schlief ein.

Mit einem Schrecken erwachte sie und sprang sofort auf ihre Beine. War sie wirklich gestorben und war sie nicht in die Anderswelt gelangt? Dann schaute sie sich um und stellte fest, dass sie nicht mal mehr an dem alten Baum verweilte. Sie saß auf einem alten steinernen Altar und hinter ihr erleuchtet ein steinerner Bogen mit leuchtenden roten Runen darauf. Das Licht in dem Bogen war seltsam weißlich-grün und wurde immer wieder von Fäden aus Purpur und rot durchlaufen. Wo war sie nur. Dann vernahm sie wieder diese Stimme und direkt vor ihren weißlich trüben Augen, bildete sich aus schwarzen Rauchschleiern eine Gestalt. Sie konnte diese nicht genau erkennen, aber die Stimme erkannte sie sofort. Es war die Stimme, welche sie beruhigt hatte und ihr Trost gespendet hatte. Dieser Stimme war sie letztendlich gefolgt und hatte sich von der verschlossenen Anderswelt entfernt. Und nun, nun formte sich diese Stimme zu einem Wesen auch schwarzen Nebel und Rauch, ein Wesen von menschlicher Statur und doch konnte sie nicht sagen, ob dieses Wesen wirklich menschlich war, gar, ob es eine Frau oder ein Mann war. Auch die Stimme konnte sie keinem Geschlecht wirklich zuordnen.

Osrina wandet sich um zu dem merkwürdigen Portal und die Stimme bedeutet ihre, dass sie nie von dem Vater des Todes ihre Gnade erhalten würde. Warum dies so sein würde, dass sagte de Stimme nicht, doch sie verspürte innerlich, dass es die Wahrheit war. Die Stimme machte ihr ein Angebot, das Angebot des Untotes und des ewigen Lebens voller Macht und Zufriedenheit. Freunde hatte Osrina in der Zeit ihres Lebens nie gehabt und von Reichtum oder zumindest einem friedvollen Leben war ihr nicht einmal der Traum geblieben. Sie kannte nur harte Arbeit, Schmerzen und Undankbarkeit. Man hatte sie stets für ihren niederen Rang in der Gesellschaft und ihrer Armut als Waise verspottet und gedemütigt, auch wenn sie nie ein Zorn deswegen verspürte und nie einem Lebewesen etwas böse wünschte oder angetan hatte, so hatte man sie doch immer nur mit Missgunst und Ablehnung betrachtet. Doch das Wesen versprach ihr, dass all das nun aufhören würde und sie eines Tages so mächtige werden würde, dass sie nichts, nicht einmal den Tod zu fürchten brauchte. Vielleicht würde ihre es sogar möglich werden ihre verstorben Eltern, ihre wahren Eltern wieder zu sehen und mit ihren gemeinsam zu herrschen. Diese Vorstellungen gefielen Osrina und zum ersten Mal in ihrem Dasein lief ein zuckendes Lächeln mit dem Aufblitzen von verzückender Rachsucht über ihr Antlitz. Das Wesen hatte nur eine Bedingung. Sie würde der Körper und Leib seines Wesens werden, dem Magnus Ossa Immortale oder wie er früher hieß Marcus Mindasion. Sie willigte ein und so wart sie neu geboren die Knochenkönigin Ossa Manus, Herrin über die schwarze Kathedrale oder auch Blutknochenkirche genannt. Unter den Gelehrten sollte sie als Ossa Manus Herrin der Os sanguinea ecclesia bekannt werden.

Viele Zyklen sollte es dauern, bis sie sich zu erkennen geben würde. Jahrhunderte in welchen sie die alten Schriften über den Tod und den Untot, verborgen in der düsteren Bibliotheken tief in den Katakomben unter den Ruinen der alten Kathedrale, studieren und verinnerlichen sollte. Ihr Fleisch verrottet langsam und doch hielt die Magie des Magnus Ossa Immortale ihr Antlitz jung und lebendig. Oder war es eher unlebendig. Sie war nie mehr allein, den das Wesen sprach unentwegt mit ihr und sie tauschten sich in vielen Dingen und Ansichten aus. Dem Magnus gefiel immer mehr seine neue körperliche Hülle und auch Ossa Manus war entzückt von dem Wissen und dem Austausch der Gedanken mit ihm. So ist es nicht verwunderlich, dass auch zwei Seelen und Wesen letztendlich eines wurde und sie vollkommen verschmolzen. Nun war sie vollkommen, die Ossa Manus und bereit ihre Diener zu rufen, welche ihre helfen sollten, die alte Kathedrale erneut zu erheben. Eine Frage stellte sich Ossa noch, was hatte es mit diesem mysteriösen Portal hinter dem Altar auf sich? Magnus hatte ihr nur erzählt, dass es das Portal in eine andere Sphäre wäre und dort die ALTEN leben sollten. Doch als der schwarze Turm der Kathedrale in dem großen Krieg zusammenfiel und die Katakomben verschüttet. Da hatten auch die alten Gewölbedecken erzittert und sich so mancher Brocken aus ihr gelöst. Einer dieser Brocken hatte ihn und seinen Widersache, den verfluchten Giftkönig im letzten Gefecht getrennt. Und ein weiterer Brocken hatte die Träne aus Asche in die Eingeweide unter den Katakomben gerissen. Ohne diese konnte Magnus das Portal nicht mehr öffnen und seine Diener hatten es nicht geschafft die Träne aus Asche zu finden und zu bergen.

Ossa war fest entschlossen, diese Aufgabe zu Ende zu bringen und selbst durch das Portal in diese besondere Sphäre zu reisen. Sie erhoffte sich dort mächtige Unterstützer zu finden und mit deren Hilfe die Herrschaft der Perfektion des Untotes über diese gesamte Welt, die Dark World zu erlangen. Doch zuvor musste sie noch zu den Ahnen von Magnus reisen, den hoch geschätzten und verehrten Van Heyderichs auf einem fernen Kontinent. Ihr Weg sollte durch die Katakomben nach Chronus und weiter nach Usthuria führen, wo eine Zwischenfeste der Van Heyderichs stand, und der Landesherr soll in ihren Diensten stehen. Er würde ihre weitere Reise sichern. Der alte Drachen, so nannte man das Familienoberhaupt der Van Heyderichs, würde ihr die letzten fehlenden Mächte und Geheimnisse der dunklen Magie des Untotes offenbaren und übertragen, damit sie allumfassend über diesen Kontinent und den darauf lebenden göttlichen Wesen herrschen konnte. Und so machte sie sich auf den Weg, während ihre Diener nach der Träne aus Asche suchten und die alte Kathedrale von innen heraus neu errichteten.

Als Ossa Manus zurückkehrte, da trug sie die Krone der Knochenkönige und ihr zur Seite standen 2 Gruftkönige und ein Kardinal des Untotes. Sie war nun der leibhaftige Untot in Persona. Ihre Diener hatten einen Splitter der Träne aus Asche gefunden und ihr berichtet, dass die Träne an sich offenbar bei dem Sturz in die Tiefe in viele mannsgroße Kristalle zersplittert war. Das Magma der Dark World hatte diese Kristalle über das ganze Land in der Tiefe der Erde verteilt. Man müsse somit an vielen Stellen nach den roten Kristallen suchen. Doch dieser erste Splitterkristall solle ausreichen, damit das Portal in den Katakomben einmalig geöffnet werden konnte. Und so vollzog Ossa Manus mit Hilfe der 2 Gruftkönige und des Kardinals ein unheiliges Öffnungsritual. Sie glitt durch das Portal in die andere Sphäre und als Sie zurückkehrt, da trug sie ein Wesen in sich, welche nicht von dieser Existenz zu sein schien. Es nannte sich selbst die Kaiserin der Nemephin und war damit einverstanden, dass Ossa Manus das neue Gefäß ihres Wesen war. Erneut teilten sich somit zwei Wesen einen Körper. Doch dieses Mal waren es zwei Wesen, welche in Seele und Geist auf einer dunklen Ebenen zu existieren schienen. Noch viel schlimmer daran war, dass sie sich ergänzten und eine absolute Einheit und ein festes Bündnis in sich bildeten. Ihre jeweiligen Mächte vereinten sich und waren nahezu unüberwindlich. Die Diener und Gruftkönige bekamen die Auftrag die sterblichen des Landes zu integrieren und sich durch deren Hilfe auf die Suche nach den restlichen roten Kristallen zu machen, ohne selbst dabei entdeckt zu werden oder in Erscheinung zu treten. Ihre Zeit würde kommen, sobald die erste große Träne aus Asche an der Oberfläche erschien und die ersten Nemephin erwachen würden. Dann würde sich auch unter dem allhörbaren Klang der großen Glocke de schwarze Kathedrale erneut erheben und Ossa Manus würde die gefallenen Toten in die Kriege führen. Und so geschah es auch. Die wirklichen Ziele von Ossa Manus alias der Kaiserin, sind bis heute nicht vollends offenbart, doch die Zeit und die Geschehnisse werden es zeigen.

 

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